Tourengruppe Skiclub Alpina Neudorf

06. September 2025 (12 Teilnehmer, Organisation: F. Amrein)

Klettertour Mattstock (1935 m)

Ein spätsommerlicher Wetterumschwung hatte die höheren Gipfel schon mit einem dünnen, weissen Schleier überdeckt. Pünktlich aufs Wochenende klarte das Wetter aber wieder auf, und bevor wir nun alle die Ski wachsen, widmeten wir uns noch einmal dem aperen Bergvergnügen. Tourenleiter Fritz hatte den Mattstogg (sic!), ein bei uns unbekanntes Güpfi am südlichen Ausläufer des Toggenburg, als Ziel unserer Klettertour ausgerufen. Ausganspunkt war das pittoreske Dorf Amden, das sich hoch über dem Walensee an grüne Hänge anschmiegt. Weniger romantisch war freilich die Geräuschkulisse, mit der uns der beliebte Naherholungsort begrüsste: Die Teilnehmer des lokalen Schützenfests gaben schon früh am Morgen alles! Aber ob Kuhglocke oder 5.6mm: Urchig ist es einewäg.

Etwas fies war auch der Auftakt zur Tour. Anders als im Internet und am Anschlagbrett bei der Talstation kommuniziert, fährt der Sessellift nicht um 8 Uhr, sondern erst um 8.30 Uhr. Der Bahnbetreiber, der zehn Minuten nach uns eintraf, erklärte zwar, dass die angegebenen Zeiten nur im Juli und August gelten. Warum sie dann immer noch angeschrieben waren, konnte er aber auch nicht erklären. Weil neben uns Luzerner aber auch noch ein paar Zürcher Seilschaften in ihrer Leichtgläubigkeit frühmorgens schon auf der Matte stand, erbarmte man sich unser und nahm die Bahn schnellstmöglich in Betrieb. Nur wenige Minuten nach acht Uhr schwebte ein stattliches Plüsch-Murmeli auf dem ersten Sessel bergwärts und die motivierten Gipfelstürmer ihm nach.

Der kurze Zustieg verwöhnte zuerst mit zunehmend weiterreichender Aussicht über den Walensee, zu den Churfirsten und hinein in die Alpen. Im oberen Teil konnten wir uns auch bereits mit dem rauen, scharfkantigen Karst vertraut machen, den es zu ersteigen galt. Nach rund einer Stunde war die Wanderung zu Ende und wir wandten uns in sechs Seilschaften an drei Routen dem eigentlichen Tourenzweck zu: Genussvolle Kletterei im komfortablen 4. Grad; gerade so, dass es als Klettern durchgeht, aber dass auch die eher unerfahreneren Teilnehmer ohne existenzielle Krise nach oben kamen.

Es hat nun aber der Mensch die bedenkliche Angewohnheit, sich in Abwesenheit von Problemen ebensolche selbst zu schaffen. Hier eine kleine Auswahl:

- Ein Vorsteiger hatte zu wenige Express dabei und musste nach der halben Seillänge umkehren, um beim Partner Nachschub zu holen.

- In einer Route versteckten sich die Bohrhaken erfolgreich vor den suchenden Blicken der dort tätigen Seilschaft, so dass diese schliesslich in eine Nebenroute querten. (Vielleicht hatten sie damit ja Glück. Von wieder einer anderen Route wurde berichtet, dass sie in einem solchen Dickicht endete, dass erst der Einsatz der Säge am Sackmesser ein komfortables Weiterkommen ermöglichte.)

- Eine ansonsten eigentlich kompetente und zuverlässige Person machte während des Sicherns ein solches Ghürsch ins Seil, dass erst zwei helfende Hände jenes wieder zum Laufen brachten.

- Eine Seilschaft hatte offenbar das Topo nicht sorgfältig genug studiert und sich schon nach den ersten vier Seillängen der ganzen Ausrüstung entledigt. Nach einer kurzen Traverse durch eine steile Wiese standen sie etwas verblüfft in Wanderschuhen, dafür ohne Klettergurt und mit sorgfältig aufgerolltem Seil am Rucksack, am Fuss der zweiten Wand, wo nochmal drei Seillängen zu bewältigen waren.

Die Kletterei endete etwas westlich des Gipfels auf einem scharfen Grat. Nach einer kurzen Hangelpartie mit Tiefblick war dann die Zeit der Kletterfinken vorbei. Wieder etwas komfortabler in Wanderschuhen erreichten wir locker kraxelnd den Mattstogg, wo wir nun endlich die prächtige Aussicht gebührend würdigen konnten: Vom Zürichsee über das Toggenburg und den Säntis, die Churfirsten und den Walensee bis weit in die Alpen reichte der Blick. Nicht mithalten konnte der Bregenzer Käse, den Roland kredenzte. Ja, Roli, deiner ist besser! Das nächste Mal gibt’s hoffentlich wieder Kaltbach.

Der Abstieg über den gut ausgebauten und abgesicherten Wanderweg ging flott, bei der Sesselbahn gab es diesmal keine Wartezeiten und das Bier unten im Dorf war genau so kühl, wie es sein sollte.